Sessel und Trinkgefäße des Schlossbenefiziaten und Volkskundlers Josef Schlicht (18. März 1832 – 18. April 1917)
Vor 100 Jahren starb an einem Sonntag der bischöfliche Geistliche Rat und Schlossbenefiziat Josef Schlicht in Steinach. Er war in Geroldshausen in der Hollertau als erstgeborener Sohn einer kinderreichen Gütlersfamilie geboren worden, die einen Hof mit 14 Tagwerk bewirtschaftete. Sein Vater war „ein Zither-, Sing- und Schützenblut, ohne Falsch [...] seine Mutter liebherzig, flink, frohsinnig [...].“ Schlicht trat 1844 in die Lateinschule des Klosters Metten ein. Er studierte in Regensburg Theologie und wurde 1856 zum Priester geweiht. Schlicht wirkte von 1859 bis 1869 als Kooperator in Oberschneiding im Gäuboden. Hier begann er seine schriftstellerische Tätigkeit. Er schrieb unter dem Titel „Von der Hienharter Höhe“ eine Reihe von Skizzen aus dem Landleben, dann auch Aufsätze politischen und kirchlichen Inhalts. Schlicht trat 1871 seine Lebensstellung als Benefiziat bei der Schlossstiftung zu unserer lieben Frau in Steinach an. Er verfasste neben zahlreichen Erzählungen sechs Bücher und vier Theaterstücke. Später schrieb er einmal: „Ich will nichts anderes, als den Bauern allein eine Freude bereiten.“ Er wollte nicht für die Wissenschaft schreiben, sondern für die einfachen Leute.
Joseph Schlichts Aufzeichnungen und Schilderungen von Land und Leuten erlangten große Bedeutung für den gesamten bayerischen Raum. Durch ihn wurde viel über das damalige Leben und die Lebensverhältnisse überliefert, denn er war der Erste, der etwas über das Leben der Bauern aufgeschrieben hatte. Schlicht mochte die Menschen wie sie waren und diese mochten ihn wegen seiner Geselligkeit und seines Humors. In seiner freien Zeit absolvierte Schlicht insgesamt 20 Reisen durch Europa.
Die Enkelin des ehemaligen Hausmädchens von Joseph Schlicht im Benefiziatenhaus in Steinach übergab dem Burgmuseum Mitterfels im September 2016 zwei Trinkgefäße des Schlossbenefiziaten Schlicht aus Steinach. Das eine ist ein Halbliter Krug mit Zinndeckel, in den der Name „Josef Schlicht“ eingraviert wurde, das andere ein Zinnbecher aus Bad Wörishofen mit „Jos. Schlicht“.
Schon einige Jahre zuvor hatte die Enkelin dem leidenschaftlichen Sammler und Museumsleiter Josef Brembeck (28. März 1932 – 10. September 2008) einen Ledersessel überlassen für seine volkskundliche Sammlung, die seit 1982 in der Mitterfelser Burg, im Burgmuseum untergebracht ist. Die Spenderin des Sessels konnte sich noch erinnern, dass sie als Kind in diesem Sessel geschlafen hatte.
Josef Brembeck hat sich um Heimat, Kultur, Brauchtum und Geschichte im Landkreis Straubing-Bogen besonders verdient gemacht und wurde 1983 mit der "Josef Schlicht-Medaille" des Landkreises Straubing-Bogen für seine kulturellen Verdienste ausgezeichnet.
Text und Bilder: Elisabeth Vogl, 1. Vorsitzende Museumsverein Mitterfels e.V.