Kindermöbel
Um den hölzernen Tisch stehen drei Stühlchen und eine biedermeierliche Récamière, ein kombiniertes Sitz- und Liegemöbel ohne Rückenlehne (66 cm breit, 34 cm hoch und 25 cm tief), mit gleich hohen geschwungenen Armlehnen, das zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus der Chaiselongue hervorging.
Der Tisch ist 52 cm hoch und hat eine Platte mit 41 mal 64 cm sowie eine große Schublade. Zwei der Stühlchen weisen die gleiche Grundform auf mit vier Beinen und eine 46,5 cm hohen Rückenlehne. Die Sitzhöhe beträgt 24 cm. Auf der Unterseite des einen Stühlchens findet sich der handschriftliche Vermerk von Josef Brembeck: „Fam. Brembeck Haselbach 2005“. Einer der beiden Stühle wurde später überstrichen, während sich der andere noch im Originalzustand erhalten hat.
Angefertigt wurden die Stücke von der Schreinerei Schmelmer aus Haselbach 1939/40, deren Haus sich gleich neben dem der Familie Brembeck befand. Ein Stuhl hat auf der Unterseite die Buchstaben E(rwin) B(rembeck), der damit seinen Besitzanspruch verewigte.
Postkarte von ca. 1930: Das große, stattliche Haus, links Mitte, ist die Schreinerei Schmelmer.
Das Kind wird entdeckt
Im Mittelalter hatten sich die Eltern kaum um die Kinder gekümmert. Sie liefen im Alltag so mit und gewöhnten sich langsam an das Erwachsenenleben. Nur adelige Kinder, künftige Pfarrer und Mönche wurden „erzogen“.
Mit der Aufklärung im 18 Jahrhundert entdeckte man den Eigenwert des Kindesalters. Die Erwachsenen bemühten sich immer mehr, die Fähigkeiten der Kinder zu fördern. Die allgemeine Schulpflicht wurde aber erst 1919 Gesetz.
Die ersten Kindersitze gab es schon im Mittelalter als Sitzhilfe für Kinder der Reichen über dem zu großen Abortloch. Aus ihnen entwickelten sich spätere Formen wie der Kinderhochsitz. Eltern sahen in diesen vergitterten Sitzen in Tischhöhe eine Erleichterung beim Essen und Füttern, aber auch eine Hilfe zur Ruhigstellung des Kindes. Ab dem 18. Jahrhundert verbreiteten sich Kindermöbel je nach gesellschaftlicher Schicht immer mehr.
Diese gezeigten Möbelstücke erfreuten sich bei den Kindern der Brembecks großer Beliebtheit. Vielleicht weil sie sich durch dieses Geschenk von den Eltern „verstanden“ fühlten. Dieser Symbolwert mag es gewesen sein, den Sepp Brembeck bis in das hohe Alter schätzte.
http://www.expertentesten.de/die-geschichte-des-hochstuhls/
Ariès, Phillippe: Geschichte der Kindheit, München 1978
Ausstellungskatalog Vater Mutter Kind. Bilder und Zeugnisse aus zwei Jahrhunderten, München 1987
Copyright Bilder: Elisabeth Vogl