Der Tornister

In dem von Josef Brembeck verfassten Museumsführer heißt es, die Vitrine im Flur des Erdgeschosses enthalte „Waffen, Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke, Reservistenandenken – das meiste aus alter Zeit“.
Zu den erwähnten Ausrüstungsstücken gehört auch ein Tornister, also einer jener mit Fell bespannten, vom Militär verwendeten Rücksäcke, die man gemeinhin als „Affen“ bezeichnete. Nach Auskunft von Angehörigen der Familie Brembeck wurde der Tornister von Hans Brembeck, dem Vater des Museumsgründers, auf dem Frankreichfeldzug im Ersten Weltkrieg getragen.

 

Vielleicht vermöchten Experten für Militaria aus den Maßen des Rucksacks (33 cm x 28 cm x 18 cm) sowie aus den verwaschenen Zahlen und Buchstaben im Inneren seines Deckels auf die genaue Zeit und den Ort seiner Herstellung zu schließen. Doch weder stehen dem Museum solche Experten zur Verfügung noch dürfte der Eintrag im Inventarbuch, demzufolge der Tornister aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts stammt, auf einer fundierten Expertise beruhen; vermutlich handelt es sich um die Schätzung eines Laien.


Tatsächlich wurden in verschiedenen deutschen Herrschaftsgebieten bereits ab dem 18. Jahrhundert Rucksäcke ähnlicher, wenngleich nicht einheitlicher Art hergestellt. Erst im frühen 19. Jahrhundert trat durch ihre Verwendung in der preußischen Armee eine Standardisierung ein, und ab 1895 produzierte man für das kaiserliche Heer Millionen von Tornistern einer ganz bestimmten Machart. Allerdings: Die kaiserzeitlichen Heerestornister besaßen einen meist aus Holz bestehenden Rahmen, der bei dem Tornister im Burgmuseum fehlt. Rätsel gibt auch die Buchstaben-Zahlen-Kombination „3. Sch.R. 3 I“ im Inneren des Rucksackdeckels auf. Möglicherweise weist sie auf die Verwendung in einem Schützen-Regiment hin; wo genau diese dritte Kompanie des 3. Schützenregiments Dienst getan hat, bleibt jedoch fraglich.


An dem Tornister werden einmal Feldflasche und Brotbeutel gehangen haben, ferner Munitionstasche, Seitengewehr und Feldspaten, unter den Deckel dürfte ein zusammengerollter Militärmantel geklemmt gewesen sein, und im Inneren hatte der Soldat wahrscheinlich Wäschestücke, Ersatzstiefel und ein paar persönliche Habseligkeiten verstaut. Heute umschließen das Kalbsfell und der olivgrüne Stoff lediglich ein Bettlaken, das dazu dient, den Tornister in Form zu halten.
Nichts an ihm gibt Aufschluss über die Erlebnisse oder das Schicksal des Soldaten Hans Brembeck, der ihn auf dem Rücken trug. Immerhin wissen wir, dass er nicht gefallen, sondern mit seinem Tornister in die Heimat zurückgekehrt ist.


Herbert Becker

Hans Hausladen: Porträt seiner Ehefrau Magdalene Hausladen (1892 - 1953)

 

Im malerischen Werk Hans Hausladens (1890 – 1976), das noch bis zum 29. Oktober 2017 in einer Sonderausstellung im Burgmuseum Mitterfels zu sehen ist, findet sich im Burgstüberl auch ein Porträt seiner Ehefrau Lene aus dem Jahr 1928. Als das Gemälde entstand waren Hans und Lene bereits fünf Jahre verheiratet und hatten zwei Kinder. Lene sitzt gedankenverloren am rechten Bildrand vor einem runden Tisch auf dem ein großer Strauß Blumen aus dem Garten in einer bemalten Vase steht. Die Hände liegen im Schoß und sie ist ganz in Schwarz gekleidet: Festtracht oder Trauergewand? Vor ihr stehen auf dem Tisch ein Stück Kuchen und eine Tasse. Lene hat den Vorhang etwas zurückgezogen und blickt aus dem Fenster auf die Straße. Ihr Gesicht ist streng im Profil wiedergegeben.


Johann Evangelist Hausladen wurde 1890 als eines von sechs Kindern des Mitterfelser „Gerichtsschreibergehilfen“ Georg Hausladen (1861-1898) und seiner Frau Elisabeth (genannt Elise) (1849-1943) geboren. Nach dem Besuch der Werktagsschule in Mitterfels und zum Teil zeitgleich mit dem Besuch der Sonn- und Feiertagsschule, absolvierte Hans Hausladen ab 1905 eine dreijährige Fotografenlehre in Straubing. Sein Lehrmeister war Hans Urban senior, der seit 1902 in der Albrechtsgasse 9 ein „Photographisches Atelier“ betrieb. Nach dem Abschluss der Fotografenlehre in Straubing im Jahr 1908 versuchte der 18-jährige Hans Hausladen seinen Traum „Kunstmaler“ zu werden zu verwirklichen. Zwischen 1910 und 1913 besuchte er die private Dresdner Mal- und Kunstschule Helmar Koch, vormals Malschule Schumann. Seit 1915 befand sich Hans Hausladen in militärischen Diensten in Ingolstadt, 1916 bis 1918 kämpfte er als Mitglied des „K. Bay. Pionierbataillon 10“ in Rumänien und Flandern. Als Hans 1918 aus Kriegsdiensten entlassen wurde, waren zwei seiner Brüder gefallen und er kehrte nach Mitterfels zurück. Kurz bevor Hans Hausladen im Alter von 32 Jahren Magdalene Gaar aus Diessen (1892-1953) 1923 heiratete, bekam er von seiner Mutter Elisabeth Hausladen deren Haus Nr. 12 A samt „Ladeneinrichtung“ des Geschäftes überschrieben. Drei Kinder wurden dem Ehepaar zwischen 1924 und 1933 geboren und Hans Hausladen widmete sich immer mehr dem Ladengeschäft, das er bis 1970, als er 80 Jahre alt war inne hatte. Lene verstarb am 11. Februar 1953 im Alter von 60 Jahren nach „langem, schweren Leiden, versehen mit den hl. Sterbesakramenten selig im Herrn“.

 

 

Sessel und Trinkgefäße des Schlossbenefiziaten und Volkskundlers Josef Schlicht (18. März 1832 – 18. April 1917)

Vor 100 Jahren starb an einem Sonntag der bischöfliche Geistliche Rat und Schlossbenefiziat Josef Schlicht in Steinach. Er war in Geroldshausen in der Hollertau als erstgeborener Sohn einer kinderreichen Gütlersfamilie geboren worden, die einen Hof mit 14 Tagwerk bewirtschaftete. Sein Vater war „ein Zither-, Sing- und Schützenblut, ohne Falsch [...] seine Mutter liebherzig, flink, frohsinnig [...].“ Schlicht trat 1844 in die Lateinschule des Klosters Metten ein. Er studierte in Regensburg Theologie und wurde 1856 zum Priester geweiht. Schlicht wirkte von 1859 bis 1869 als Kooperator in Oberschneiding im Gäuboden. Hier begann er seine schriftstellerische Tätigkeit. Er schrieb unter dem Titel „Von der Hienharter Höhe“ eine Reihe von Skizzen aus dem Landleben, dann auch Aufsätze politischen und kirchlichen Inhalts. Schlicht trat 1871 seine Lebensstellung als Benefiziat bei der Schlossstiftung zu unserer lieben Frau in Steinach an. Er verfasste neben zahlreichen Erzählungen sechs Bücher und vier Theaterstücke. Später schrieb er einmal: „Ich will nichts anderes, als den Bauern allein eine Freude bereiten.“ Er wollte nicht für die Wissenschaft schreiben, sondern für die einfachen Leute.

 

Joseph Schlichts Aufzeichnungen und Schilderungen von Land und Leuten erlangten große Bedeutung für den gesamten bayerischen Raum. Durch ihn wurde viel über das damalige Leben und die Lebensverhältnisse überliefert, denn er war der Erste, der etwas über das Leben der Bauern aufgeschrieben hatte. Schlicht mochte die Menschen wie sie waren und diese mochten ihn wegen seiner Geselligkeit und seines Humors. In seiner freien Zeit absolvierte Schlicht insgesamt 20 Reisen durch Europa.

 

Die Enkelin des ehemaligen Hausmädchens von Joseph Schlicht im Benefiziatenhaus in Steinach übergab dem Burgmuseum Mitterfels im September 2016 zwei Trinkgefäße des Schlossbenefiziaten Schlicht aus Steinach. Das eine ist ein Halbliter Krug mit Zinndeckel, in den der Name „Josef Schlicht“ eingraviert wurde, das andere ein Zinnbecher aus Bad Wörishofen mit „Jos. Schlicht“.

Schon einige Jahre zuvor hatte die Enkelin dem leidenschaftlichen Sammler und Museumsleiter Josef Brembeck (28. März 1932 – 10. September 2008) einen Ledersessel überlassen für seine volkskundliche Sammlung, die seit 1982 in der Mitterfelser Burg, im Burgmuseum untergebracht ist. Die Spenderin des Sessels konnte sich noch erinnern, dass sie als Kind in diesem Sessel geschlafen hatte.

Josef Brembeck hat sich um Heimat, Kultur, Brauchtum und Geschichte im Landkreis Straubing-Bogen besonders verdient gemacht und wurde 1983 mit der "Josef Schlicht-Medaille" des Landkreises Straubing-Bogen für seine kulturellen Verdienste ausgezeichnet.

 

 

Text und Bilder: Elisabeth Vogl, 1. Vorsitzende Museumsverein Mitterfels e.V.

Objekt des Monats Mai 2016

Objekt des Monats Mai 2016 - Kindermöbel

Um den hölzernen Tisch stehen drei Stühlchen und eine biedermeierliche Récamière, ein kombiniertes Sitz- und Liegemöbel ohne Rückenlehne.

Objekt des Monats Juni2016

Objekt des Monats Juni 2016 - "das Butterfassl"

Das Butterfassl aus dem 19. Jahrhundert besteht aus dem Fass, dem Stampfer und dem Deckel mit Loch.

Objekt des Monats Juli 2016

Objekt des Monats Juli 2016 - Totenbrett des Schulknaben Xaver Poiger

Im ersten Stockwerk des Burgmuseums Mitterfels hat Josef Brembeck einen ganzen Raum dem „Kindsein“, der Kindheit im Bayerischen Wald gewidmet.

 

Objekt des Monats August 2016

Objekt des Monats August 2016 - Totenbretter

In enger Verbindung zu unserem Objekt des Monats Juli 2016, dem „Totenbrett des Schulknaben Xaver Poiger“ von 1874, steht das Objekt des Monats August.

 

Objekt des Monats September 2016

Objekt des Monats September 2016 - Blechspielzeug

Das Blechspielzeug ist ein Objekt aus Weißblech, das in realitätsnaher Gestaltung seit ca. 1800 die Natur mechanisch nachmachen möchte.

Objekt des Monats Oktober 2016

Objekt des Monats Oktober 2016 - Jägertafeln

Die Mitterfelser Jägertafeln bestehen aus neun Szenen, die humorvoll Geschichten des Scheiterns von Jägern darstellen.

 

Objekt des Monats Juni 2017 : Sessel und Trinkgefäße des Schlossbenefiziaten und Volkskundlers Josef
Schlicht (18. März 1832 – 18. April 1917)


Vor 100 Jahren starb an einem Sonntag der bischöfliche Geistliche Rat und Schlossbenefiziat Josef Schlicht in Steinach.

Objekt des Monats August 2017 : Hans Hausladen: Porträt seiner Ehefrau Magdalene Hausladen (1892 - 1953)


Als das Gemälde entstand waren Hans und Lene bereits fünf Jahre verheiratet und hatten zwei Kinder.

Objekt des Monats August 2018 : der Tornister

Zu den erwähnten Ausrüstungsstücken gehört auch ein Tornister, also einer jener mit Fell bespannten, vom Militär verwendeten Rücksäcke, die man gemeinhin als „Affen“ bezeichnete.